Wenn die eigenen vier Wände zum Arbeitsplatz werden, verschwimmen die Grenzen zwischen Beruf und Freizeit. Das hat Einfluss auf die Work-Life-Balance – im positiven wie im negativen Sinn. Damit die Vorteile überwiegen, hilft ein Blick auf Strukturen und Routinen. Lesetipps inklusive.
Wie ein Katalysator rüttelt die Pandemie an den Grundfesten der deutschen Bürokultur und befeuert alternative Arbeitsmodelle. Tatsächlich, so eine Umfrage von Bitcom, arbeiteten im März 2020 ein Drittel aller in Deutschland Beschäftigten erstmals aus dem Home Office, aktuell sind es nahezu 70 Prozent. Viele freuen sich über mehr Flexibilität – gleichzeitig hat sich seit Corona die Burnout-Gefahr für Arbeitnehmer verdoppelt. Denn nur weil man eventuell länger schlafen kann, heißt das nicht, dass ortsunabhängiges Arbeiten ohne Arbeit an der Work-Life-Balance funktioniert. Im Gegenteil: Isolation, die ständige Erreichbarkeit und die häufige Mehrbelastung durch das Management von Familie, Haushalt und Office unter einem Dach birgt Fallen.
Wie ein Katalysator rüttelt die Pandemie an den Grundfesten der deutschen Bürokultur und befeuert alternative Arbeitsmodelle. Tatsächlich, so eine Umfrage von Bitcom, arbeiteten im März 2020 ein Drittel aller in Deutschland Beschäftigten erstmals aus dem Home Office, aktuell sind es nahezu 70 Prozent. Viele freuen sich über mehr Flexibilität – gleichzeitig hat sich seit Corona die Burnout-Gefahr für Arbeitnehmer verdoppelt. Denn nur weil man eventuell länger schlafen kann, heißt das nicht, dass ortsunabhängiges Arbeiten ohne Arbeit an der Work-Life-Balance funktioniert. Im Gegenteil: Isolation, die ständige Erreichbarkeit und die häufige Mehrbelastung durch das Management von Familie, Haushalt und Office unter einem Dach birgt Fallen.
Wir erklären Ihnen heute,
1. Wie das Home Office die Work-Life-Balance bedroht und
2. Wie sich Arbeit und Privatleben im Home Office vereinen lassen
1. Wie das Home Office die Work-Life-Balance bedroht
Fehlende Abrenzung: Einer der Hauptgründe für den steigenden mentalen Druck im Home Office ist – einmal losgelöst von den pandemiebedingten Rahmenbedingungen zur Betreuungssituation von Kindern – die schwierige Abgrenzung zum Privaten. Kein Wunder, die Wenigsten verfügen über ein separates Arbeitszimmer. Wer für Pausen oder den Feierabend keine Tür hinter sich schließen kann, wörtlich und im übertragenen Sinn, schaltet schwerer ab. Ein weiteres Problem ist die ständige Erreichbarkeit: Abends auf dem Sofa nochmal schnell E-Mails checken oder noch vor dem ersten Kaffee auf eine Anfrage reagieren – am Küchentisch scheinbar so einfach.
Fehlende soziale Interaktion: Ein weiterer Aspekt, der sich negativ auf die Work-Life-Balance im Home Office auswirkt: Der Kontakt zwischen Kollegen sowie Arbeitgeber und Arbeitnehmer ist fast ausschließlich Anlassgebunden. Isolation ist die Folge. Und die erhöht das Burnout-Risiko signifikant, seit März 2020 hat es sich sogar verdoppelt, wie eine Analyse der Aussagen von über 700.000 Arbeitnehmern durch die Personal-Plattform Glint zeigt. „Bei Angestellten, die allgemein Probleme mit ihrer Work-Life-Balance haben, haben sich die Anzeichen auf einen beginnenden Burnout sogar vervierfacht.“
Fehlende Empathie: Während wir die Abgrenzung zwischen Arbeit und Privatleben mit einigen Tipps selbst optimieren können, sind Entwicklungen wie Isolation und deren Folgen Chefsache. Hier sind Führungskräfte und Kollegen gefragt, genau zuzuhören und Sorgen und Wünschen der Mitarbeiter mit Aufmerksamkeit zu begegnen. Ihnen Anerkennung zu schenken. Die Formel dahinter lautet: „Nur weil du nicht im Büro sitzt, heißt das nicht, dass ich dich vergessen habe.“ Empathie ist also das Zauberwort. Nach der "Global Leadership Forecast"-Studie der US-amerikanischen Führungskräfte-Beratung DDI manövrieren Organisationen, die auf Empathie und Menschlichkeit setzen, ihre Mitarbeiter deutlich besser durch Krisenzeiten und helfen dabei, Burnout bei der Belegschaft zu verringern. Allerdings offfenbart die Studie eine fatale Folge der Coronakrise: Tatsächlich gaben nur 18 Prozent der befragten Führungskräfte an, dass sie ihr Team gut durch die Krise führen und Risiken für Burnout begegnen können. Mehr dazu in den Lesetipps.
2. Wie sich Arbeit und Privatleben im Home Office vereinen lassen
Das Home Office ist ein zweischneidiges Schwert. Es öffnet der Selbstbestimmung Tür und Tor, aber eben auch der Falle der Dauerereichbarkeit und Strukturlosigkeit. Der Weg zur Arbeit fällt weg, warum also nicht schon früher mit der Arbeit starten? Wer das Gefühl hat, sein Heimbüro hätte 24/7 geöffnet und nicht mehr abschalten kann, gefährdet neben der Work-Life-Balance auch seine Gesundheit. Damit es nicht so weit kommt, haben wir sechs Tipps für eine bessere Work-Life-Balance zusammengestellt. Davon abgesehen gilt: Seien Sie nicht zu streng mit sich. Für die Meisten bedeutet dieses Arbeitsmodell eine große Umstellung. Routinen zu entwickeln und einzuhalten bedeutet zunächst einmal Arbeit. Arbeit, die am Ende jedoch mit einer guten Balance zwischen Arbeit und Freizeit belohnt wird.
Work-Life-Balance im Home Office: So klappt’s besser
1. Dein Platz ist an Deinem Schreibtisch
Klingt simpel, ist aber wichtig: Wer vom Bett oder Sofa aus konzentriert arbeitet, kann dort nach Feierabend immer weniger abschalten. Anders gesagt: Orte, an denen Sie üblicherweise Ihre Freizeit verbringen, sind als Arbeitsplatz tabu, räumliche Trennung notwendig. Auch wenn nicht jeder das Privileg eines eigenen Büros oder Arbeitszimmers hat: Bestimmen Sie unbedingt einen festen Ort in der Wohnung zum Arbeitsplatz.
Klingt simpel, ist aber wichtig: Wer vom Bett oder Sofa aus konzentriert arbeitet, kann dort nach Feierabend immer weniger abschalten. Anders gesagt: Orte, an denen Sie üblicherweise Ihre Freizeit verbringen, sind als Arbeitsplatz tabu, räumliche Trennung notwendig. Auch wenn nicht jeder das Privileg eines eigenen Büros oder Arbeitszimmers hat: Bestimmen Sie unbedingt einen festen Ort in der Wohnung zum Arbeitsplatz.
2. Deine Arbeitszeiten sind Deine Arbeitszeiten
Wer von einem strukturierten Bürojob ins Home Office wechselt, sollte beim Zeitmanagement keine Experimente machen. Besser ist es, sich an regulären Bürozeiten zu orientieren (oder eben neue, aber dennoch fixe Zeiten zu definieren). Diese sind verbindlich. Das gilt für Pausen ebenso wie für den Beginn und den Feierabend. Zur Not einen Wecker stellen – schließlich fehlen die Kollegen, die an Mittagspause oder einen Kaffee zwischendurch erinnern. Ein fester Tagesrhythmus für Privates und Berufliches hilft dabei, die Balance zu halten.
3. Multitasking ist keine Stärke
Zumindest nicht, wenn sich Office und Haushalt unter einem Dach abspielen. Klar lädt das Home Office dazu ein, mal schnell die Waschmaschine anzuschmeißen – nach dem Piep aufzuspringen und direkt auszuräumen – und auf dem Weg dahin auch noch die Staubflusen im Flur einzusammeln. Doch wer seinen Arbeitsfluss unterbricht, verschenkt Konzentration und Zeit. Besser: Aufgaben strukturieren und eins nach dem anderen erledigen. So kann auch die Waschmaschine Platz finden. Ausdrücklich erlaubt: Zwischendrin aufzustehen und sich zu bewegen. Denn Bewegung schafft Distanz, zum Bepsipiel, wenn man mit einem Gedanken nicht weiter kommt oder verspannt ist. Siehe auch Tipp 4.
4. Der Zwischenraum ist deine Grenze
Nach einem fordernden Arbeitstag brauchen Gehirn und Körper sprichwörtlich Abstand, um den Tag zu verdauen. Häufig ist, beziehunsgweise war, der Weg zwischen Büro und Wohnort schon der erste Schritt, um Distanz zum Arbeitstag zu schaffen und sich auf den Privatraum einzustellen. Findet hingegen sowieso alles im privaten Raum statt, ist es wichtig, eine klare Grenze zwischen Arbeitstag und Freizeit zu ziehen. Perfekt: Körperliche Bewegung. Ein ritualisierter Spaziergang, ein Workout oder Yoga – Bewegung baut Stress ab und stimmt auf den Feierabend ein.
5. Aufräumen heißt auch Abschalten
Dass ein aufgeräumter oder zumindest strukturierter Schreibtisch die Konzentration fördert und dass das Aufräumen nach Arbeitsende als Handlung mental auf den Feierabend einnordet, ist erwiesen. Chaos hingegen erzeugt Stress, vor allem, wenn man nicht einfach die Tür hinter sich schließen kann und somit das Thema „Arbeit“ dauerhaft vor Augen hat. Deshalb: Am Ende des Arbeitstages aufräumen, den Laptop zuklappen, Papiere sortieren oder entsorgen und die Arbeitsutensilien an einem festgelegten Platz verstauen. Das schafft Struktur und Ordnung – auch im Kopf.
6. Genieße bewusst, gestalte bewusst
Wie erwähnt ist ein Kernproblem der gesunden Work-Life-Balance, dass Arbeitszeiten und Freizeit verschwimmen. Gut ist es daher, den Feierabend ganz bewusst einzuläuten und auch zu gestalten. Beides steckt bereits in Tipp 4 und Tipp 5. Feste Routinen sind wichtig. Neben der Bewegung kann es auch helfen, duschen zu gehen und das Arbeitsoutfit durch ein Freizeitoutfit zu tauschen. Davon abgesehen gilt: Feierabend ist Feierabend! Und der ist zum Genießen da. Also Rechner aus, Kopf aus und bis zum nächsten Arbeitstag keine Gedanken mehr an den Job verschwenden.
Unsere Lesetipps: Wen das Thema Work-Life-Balance generell interessiert oder wer aus der Sicht des Arbeitgebers damit befasst ist, findet in nachstehenden Beiträgen, Studien und eBooks vertiefende Ansätze.
- Fachbuch: Wie die Work-Life-Balance im Home-Office gelingt: Über die Vereinbarung von Arbeit und Freizeit in Deutschland, Dänemark und Island
- Artikel: The Big Burnout bei Führungskräften
- Artikel: Work-Life Balance Is a Cycle, Not an Achievement (Harvard Business Review)
- Studie: Homeoffice bedroht Work-Life-Balance, ist aber gut für Frauen